Fremde Länder, fremde Sitten – weltweite Hochzeitsbräuche


Zuletzt aktualisiert am 1. August 2022 von Hochzeit.com

Die Zahl der heiratsfreudigen Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verringert. Fanden in den 50er Jahren noch knapp zehn Eheschließungen pro 1.000 Einwohner im früheren Bundesgebiet statt, wurden 2018 nur noch fünf verzeichnet. 449.466 gegen- sowie gleichgeschlechtlich Paare gaben sich in Deutschland das Ja-Wort.

Traditionelle Hochzeiten sind beliebt: Jede Kultur pflegt dabei ganz eigene Bräuche.

Das weiße Hochzeitskleid steht auf der Beliebtheitsskala von Bräuten seit langem an erster Stelle.

Auch das durchschnittliche Heiratsalter hat sich geändert: Anfang der 70er Jahre waren Frauen etwa 23 und Männer circa 25 Jahre alt. Mittlerweile sind sie zum Zeitpunkt der Eheschließung im Durchschnitt in einem Alter von 32,4 bzw. 34,9 Jahren (Stand 2020). Hingegen stellen viele traditionelle Elemente auch heute noch wichtige Bestandteile von Hochzeiten dar.

Beliebte Hochzeitstraditionen

Es gibt zwar einige moderne Elemente im Bereich der Trauungen und Hochzeitsfeiern,  jedoch halten viele Menschen altbewährte Traditionen aufrecht. Sie spiegeln sich zum Beispiel noch immer in der Farbe der Hochzeitskleidung sowie verschiedenen Ritualen wider. Jedes Land hat seine eigenen Bräuche, einige davon stellen wir nachstehend vor.

Deutschland

Auch wenn ein Trend zu mehr Farbe festzustellen ist, heiraten die meisten Frauen noch immer im klassischen weißen Kleid, zumindest bei der kirchlichen Trauung. Als perfekte Brautschuhe dazu gelten leicht spitze, edle Pumps, ebenfalls in Weiß. Was vielen Menschen gar nicht bewusst ist: Die sogenannte unbunte Farbe gibt es in zahlreichen unterschiedlichen Nuancen. Sie reichen von leuchtendem Reinweiß über sanftes Elfenbein und klassischem Satin White bis zu natürlichem Eierschalenweiß.

In der Herrenwelt gehören weiterhin Anzüge und Schuhe in gedeckten Farben zu den Favoriten. Zu den traditionellen Hochzeitsritualen Deutschlands gehören:

  • der Vater der Braut führt seine Tochter zum Altar,
  • das Brautpaar eröffnet den Tanz,
  • Anschneiden der Hochzeitstorte um Mitternacht,
  • Wurf des Brautstraußes (wer ihn fängt, heiratet als nächstes),
  • der Bräutigam trägt seine Frau über die Türschwelle…

Weitere traditionelle Hochzeitsbräuche, die in Deutschland besonders verbreitet sind, finden Sie hier.

Österreich

Ebenso wie in Deutschland heiraten Österreicher gerne an exotischen Orten wie beispielsweise auf den Malediven. Darüber hinaus ist auch das Nachbarland Italien mit seinen vielen romantischen Plätzen für die Eheschließung beliebt. Im bäuerlichen Umfeld wurde mangels ausreichender Finanzkraft früher im schwarzen Sonntagsstaat geheiratet. Mittlerweile haben sich jedoch auch in Österreich weiße Brautkleider und -schuhe durchgesetzt.

Eine weit verbreitete Tradition in ländlichen Gegenden ist das morgendliche Wecken der Braut oder mittlerweile auch des Brautpaares am Tag der Trauung. Für ordentlichen Krach sorgen dabei Knallkörper oder Gewehre. Daneben sind Freunde und Nachbarn in vollem Einsatz, sie vertreiben böse Geister außerhalb des Hauses, wobei es ebenfalls lautstark zugeht.

Zudem stehen die Gäste Spalier, während das frisch vermählte Ehepaar an ihnen vorbeischreitet. Sie markieren damit das erste gemeinsame Wegstück.

Italienische Hochzeiten sind von unzähligen Traditionen und auch von Aberglauben geprägt.

Italienische Hochzeiten sind von unzähligen Traditionen und auch von Aberglauben geprägt.

Italien

Die italienische Bevölkerung ist bekannt für ihren weit verbreiteten Aberglauben. So vermeiden zukünftige Brautpaare ihre Eheschließung an Dienstagen und Freitagen. Ersterer ist dem Kriegsgott gewidmet, an Letzterem sollen böse Geister geschaffen worden sein. In Italien gibt es viele einzigartige Hochzeitstraditionen, darunter:

  • La Serenata – es handelt sich um ein vom Bräutigam gesungenes Ständchen am Vorabend der Hochzeit für seine zukünftige Frau; meist wird er von Musikern begleitet, im Anschluss genießen alle Beteiligten ein Buffet und festliche Stimmung
  • Glücksbringer – wohl kaum ein Italiener verzichtet auf ein kleines Eisenstück, das er in einer Tasche seines Hochzeitsanzuges trägt, da es ihm Glück bringen soll; Bräute hingegen machen aus dem gleichen Grund einen winzigen Riss in ihren Schleier
  • weißes Brautkleid – es wird gleichfalls in Italien traditionell getragen, wobei diese Farbe allein der Braut vorbehalten bleibt, Hochzeitsgästen ist sie verboten
  • Glas zerbrechen – in einigen Regionen wirft das Brautpaar gemeinsam eine Glasvase auf den Boden; die einzelnen Bruchteile symbolisieren die vielen Jahre, die Frau und Mann glücklich miteinander verbringen werden

Außergewöhnliche Hochzeitsbräuche

Es gibt einige Hochzeitsriten, die in vielen Ländern der Welt in gleicher oder ähnlicher Form verbreitet sind. Andere erscheinen uns hingegen äußerst fremd und skurril.

Chinesische Provinz Gansu

Die Bevölkerungsgruppe Uiguren hält in Gansu eine uralte Tradition aufrecht. Bevor Frau und Mann vor den Traualtar treten, reitet sie auf einem weißen Pferd zu ihm. Neben weiteren Ritualen schießt er mit drei Pfeilen, von denen selbstverständlich die Spitzen entfernt wurden, auf seine Auserwählte. Mit dem anschließenden Zerbrechen der Pfeile bekundet der zukünftige Bräutigam seine ewige Liebe.

Asiatische Bräuche setzen vor allem auf glitzernden Schmuck sowie bunte und aufwendig verzierte Stoffe.

Asiatische Bräuche setzen vor allem auf glitzernden Schmuck sowie bunte und aufwendig verzierte Stoffe.

Südkorea

In Südkorea muss der Bräutigam nach der Trauung, jedoch vor der Hochzeitsnacht, ein nicht ganz schmerzfreies Ritual über sich ergehen lassen. Nachdem er seine Füße entblößt hat, werden sie ihm zusammengebunden und er erhält ein paar Schläge mit einem Stück Trockenfisch oder Stock auf seine Fußsohlen. Um zu prüfen, ob er für die Hochzeit bereit ist, stellen ihm manchmal Familienmitglieder Wissensfragen.

Französisch-Polynesien

Während es in Südkorea der Bräutigam nicht leicht hat, sind es auf der Inselgruppe im Südpazifik die Gäste, die in wahrstem Sinne des Wortes getreten werden. Ist die offizielle Trauungszeremonie beendet, müssen sie sich nebeneinander bauchwärts auf den Boden legen. Im Anschluss schreitet das Brautpaar über sie hinüber. Der Gang über die Liegenden soll den Anfang eines gemeinsamen, neuen Lebens symbolisieren.

Indien

Die Verzierung der Brauthände mit Motiven aus Henna-Farbe vor den Hochzeitsfeierlichkeiten ist bei der hinduistischen Bevölkerung Indiens gang und gäbe. Dabei handelt es sich um das sogenannte Mehndi, in der Regel wird es von den besten Freundinnen der Braut vorgenommen. Teilweise werden heute auch speziell dafür ausgebildete Kosmetikerinnen engagiert.

Für lustige Stimmung sorgt in Indien ein besonderes Ritual. Vor dem Gang zum Traualtar muss der Bräutigam seine Schuhe ausziehen und abstellen. Die Familienmitglieder der Braut versuchen, sie zu stibitzen und zu verstecken. Leicht gemacht wird es ihnen nicht, denn die Familie des Bräutigams hat die Aufgabe, die Schuhe zu bewachen. Im Hintergrund dieses amüsanten Spieles steht, dass sich dadurch die beiden Familien besser kennenlernen.

Schottland

Für gehobene Stimmung in schottischen ländlichen Regionen sorgt eine äußerst unterhaltsame Tradition namens Blackening. Das Brautpaar wird vor der Hochzeit mit Schmutz und möglichst klebrigen Flüssigkeiten eingeschmiert. Gerne verwendet werden Matsch, Nahrungsmittelreste und dunkler Zuckerrübensirup. Sind sie so richtig verschmutzt, führen Familie und Freunde das zukünftige Paar durch das Heimatdorf oder fesseln es an einen Baum, damit sie dort jeder betrachten kann.

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