Ehe auf Zeit: Liebe mit Ablaufdatum?


Zuletzt aktualisiert am 3. Mai 2021 von Hochzeit.com

Im Iran wird sie als umstrittene „Sighe“ schon seit Jahrhunderten praktiziert: die Zeitehe. Auch in Mexiko gibt es Bestrebungen, eine zeitlich begrenzte Eheschließung inklusive Ehevertrag gesetzlich zu manifestieren und so Scheidungsdramen zu vermeiden. Zur Diskussion steht die Frage, ob der Sinn einer Ehe damit verloren geht oder die traditionelle Ehe einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Rechtirrtümer

Die Sighe – Notlösung oder Zwang?

Zwischen einigen Stunden und 99 Jahren kann die islamische „Sighe“ dauern – der genaue Zeitraum wird bei der Hochzeit in einem Vertrag festgelegt. Die von schiitischen Muslimen praktizierte Zeitehe ist auch unter muslimischen Gelehrten nicht unumstritten, denn für Frauen fällt die Entscheidung für solch eine Ehe oft nicht aus Liebe, sondern aus Geldnot. Andererseits sind viele Männer, die der zeitlich befristeten Ehe zustimmen, nur auf der Suche nach einem „Abenteuer“- denn unehelicher Geschlechtsverkehr ist untersagt. Frauen haben dabei nur wenige Rechte – sie bekommen lediglich die vereinbarte Entlohnung und haben sich an den Vertrag zu halten.

5 Fakten zur Sighe

  • ist dem Schiismus zufolge eindeutiger Bestandteil des Islams
  • ist nur im Iran nach staatlichem Recht legal
  • kann heimlich geschlossen werden
  • Ehevertrag kann mündlich und ohne Heiratsvormund abgeschlossen werden
  • ein Mann kann beliebig viele Frauen auf Zeit heiraten

Männer hingegen dürfen sogar eine heimliche „Sighe“ zu ihrer bestehenden Ehe eingehen. Die Zeitehe befindet sich in diesem Sinne in einer Grauzone und wird von vielen Gegnern als legalisierte Prostitution verurteilt. Geschlossen wird die Zeitehe  heutzutage aber vor allem aus pragmatischen Gründen: Reisende oder unverheiratete Paare dürfen nämlich nicht zusammen wohnen oder auch nur im gemeinsamen Hotelzimmer übernachten.

Schlupfloch für Unentschlossene

Auch in Mexiko wird die Durchsetzung einer Ehe auf Zeit gefordert. Das Prinzip hierbei ist allerdings eine zweijährige „Testphase“. Die Partner gehen die Ehe für mindestens zwei Jahre ein und entscheiden dann, ob sie das Leben weiter gemeinsam verbringen möchten oder aber getrennte Wege gehen – ganz ohne Scheidungskrieg, denn alle Details zu Sorgerecht und Vermögen werden bereits im Vorfeld geregelt.

3. Trauung von Katholiken mit konfessionslosen oder nicht christlichen PartnernKeine Billigung der Zeitehe in Deutschland

Die Ehe auf Zeit ist theoretisch eine gute Überlegung – angesichts der hohen Scheidungsraten, Sorgerechtsproblematik und unterlassenen Unterhaltszahlungen. Auch Politikerin Gabriele Pauli schlug 2007 eine auf sieben Jahre befristete Ehe in Deutschland vor – stieß jedoch auf erheblichen Widerstand. Zwar ist die Eheschließung in einigen Fällen auch hierzulande sicher nur „Mittel zum Zweck“ und bringt nicht zuletzt auch steuerliche Vorteile – dennoch steht der Bund der Ehe für ein gemeinsames Leben, für das sich beide Partner bewusst entscheiden.

Zwar würde eine befristete „Test-Ehe“ vielen Unentschlossenen eine Möglichkeit bieten, das gemeinsam Leben erst kennenzulernen – sozusagen „unverbindlich“. Allerdings ist dies kein Garant dafür, dass sich in den folgenden Jahren nichts ändert – und Paare die feststellen, dass sie nicht zueinander passen, würden sich wahrscheinlich schon von Ablauf der Mindestdauer trennen.

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