Brautkleid-Recycling: Heiraten im Kleid der Mutter
Zuletzt aktualisiert am 4. März 2021 von Hochzeit.com
Die Fülle unterschiedlicher Brautkleider im Fachhandel vor Ort und im Internet ist heute größer als jemals zuvor. Dennoch ziehen es einige Bräute vor, auf ein ganz besonderes Modell zurückzugreifen, das nicht trendy, sondern traditionell ist: das Hochzeitskleid der Mutter. Auch Braut Nadine wagte den Schritt in ihr neues Leben mit einem alten Kleid – leicht modernisiert und angepasst an ihre eigenen modischen Vorlieben.
Voraussetzungen fürs „Brautkleid-Recycling“
Das Brautkleid der Mutter ist in den meisten Fällen älter als die Braut selbst und somit Produkt eines ganz anderen modischen Zeitgeists als dem heutigen. Zwar können Puffärmel entfernt, der Saum ausgelassen und andere Veränderungen vorgenommen werden, einige grundsätzlichen Voraussetzungen gilt es für ein schönes Ergebnis aber auf jeden Fall einzuhalten.
Eine wichtige Rahmenbedingung erfüllte Braut Nadine von vornherein: Sie hat dieselbe Kleidergröße wie ihre Mutter an deren Hochzeitstag und somit keinerlei Probleme mit der grundsätzlichen Passform der bedeutungsvollen Robe. „Am Oberkörper hat mir das Brautkleid auch direkt gepasst (Größe 36)“, berichtet Braut Nadine. „Allerdings hatte ich dann vor der Hochzeit noch ein bisschen abgenommen, sodass es enger gemacht werden musste, was aber auch kein Problem war.“
- Hinweis: Generell gilt, dass ein zu großes Kleid zwar enger gemacht werden kann, sich ein zu enges Kleid jedoch nur mit sehr großem Aufwand an eine größere Kleidergröße anpassen lässt.
Wichtig ist außerdem der Zustand des Brautkleids, das bei richtiger Aufbewahrung auch Jahrzehnte später noch tadellos erhalten sein kann. „Das Kleid meiner Mutter war grundsätzlich in einem sehr guten Zustand. Es musste noch nicht einmal gereinigt werden, so gut erhalten war es“, erzählt Nadine.
Welche Änderungen sind möglich und erwünscht?
Der Stil eines Brautkleids aus den 80er Jahren trifft bei den wenigsten Bräuten von heute auf Gegenliebe. Eine Anpassung von Stil und Schnitt war auch bei Nadine nötig, deren Mutter in einem knöchellangen Modell mit Puffärmel geheiratet hatte. „Da der Schnitt des Kleides nicht meinen Vorstellungen entsprach, war relativ schnell klar, dass das Oberteil (aus feiner Spitze) komplett und einige Lagen des Rockes, der allerdings viel üppiger werden sollte als bei meiner Mutter, erhalten bleiben.“ Die Puffärmel wurden abgetrennt und zu einem Ringkissen verarbeitet, sodass auch dieses Material Verwendung für den Hochzeitstag fand.
- Ringkissen
- Schleier oder Fascinator
- textile Blüten für Haarschmuck oder Dekoration
- textiler Brautstrauß
Um zu wissen, welche konkreten Änderungen am Brautkleid ihrer Mutter vorgenommen werden sollen, verschaffte sich Nadine zunächst einen Überblick über aktuelle Modelle. „Ich war vorab natürlich auch in Brautmodenläden und hatte einige Kleider an, um herauszufinden, was mir überhaupt steht“, erklärt Nadine ihre Vorgehensweise. „Denn wenn man sich ein Kleid in einem gewissen Stil anfertigen lässt, sollte man schon wissen, wie das in etwa an einem aussieht.“
Form und Schnitt behutsam anpassen
Nadine war schnell klar, dass vor allem am Rockteil des Brautkleides Anpassungen notwendig sind. Dazu wurde letztlich neuer Stoff verarbeitet, um das Brautkleid voluminöser zu gestalten und eine Schleppe zu ergänzen. „Ich wollte ein Kleid mit einer langen Schleppe“, erklärt Nadine. „Das hatte das Kleid von meiner Mutter nicht. Daher kamen einige Lagen an Organza-Stoff über den ursprünglichen Rock. Dieser wurde dann mit zusätzlichen Spitzenapplikationen und einer passenden Spitzenbordüre verziert.“ Auf diese Weise entstand ein modernes Brautkleid in A-Linie mit Glitzer und Spitze. „Es ist ein richtiges Prinzessinnenkleid geworden.“
Ausreichend Zeit einplanen
Bedingung für ein gelungenes Brautkleid-Recycling ist neben Größe, Material und den eigenen Vorstellungen auch ein ausreichend großes zeitliches Budget. Am Brautkleid von Nadine bzw. von Nadines Mutter wurden insgesamt neun Monate gearbeitet. Zunächst fanden Anproben alle vier bis fünf Wochen statt, in der heißen Phase stattete Nadine ihrer Schneiderin jede zweite Woche einen Besuch ab, um ein passgenaues Ergebnis zu erzielen.
In enger Zusammenarbeit entstand ein Brautkleid, bei dem Nadine gezielt Einfluss auf kleine Änderungen und Anpassungen nehmen konnte. Lästig waren diese Termine während der Hochzeitsplanung nicht für Nadine. „Ich hatte so viel Spaß daran, mein Traumkleid Stück für Stück mitzugestalten und war vor jedem Anprobentermin total aufgeregt. Ich finde es wirklich total schön, dass dieses Kleid meine Mutter und mich für immer miteinander verbindet.“
Geld sparen und den immateriellen Wert erhöhen
Wenn das Material wie beim Brautkleid-Recycling bereits vorhanden ist, muss lediglich die Arbeitskraft eines professionellen Schneiders bezahlt werden. Für Braut Nadine wurde das Outfit für den großen Tag so deutlich günstiger. „Ich hatte in einem Geschäft ein Brautkleid gefunden, das ich ohne die Option mit der Schneiderin wahrscheinlich auch gekauft hätte“, erzählt Nadine. „Mit Schleier, Schuhen und Jacke wäre ich bei rund 1800 Euro gewesen. Die Kosten für die Anfertigung von Kleid, Bolero, Schleier und Ringkissen lagen nun deutlich unter diesem Betrag. Und ich habe dadurch einen immateriellen Wert geschaffen, der mit Geld gar nicht aufzurechnen ist.“
Aus Pflichtgefühl habe sie Mamas Brautkleid jedoch nicht getragen. „Meine Mutter hätte mich nie gezwungen, ihr Kleid, in welcher Form auch immer, zu tragen“, stellt Nadine klar. „Sie wusste, dass ihr Kleid heute nicht mehr modern ist und ich schon von Kindesbeinen an von einem Prinzessinnenkleid geträumt habe. Wir hatten uns beide auch schon in ein Kleid im Brautgeschäft verliebt. Aber als meine Mutter den Vorschlag mit der Schneiderin machte, habe ich eigentlich keine Minute gezögert, weil ich wirklich die Idee so toll fand. Ich kann auch rückblickend sagen, dass es die richtige Entscheidung war!“